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Als Walzen bezeichnete Ernst Ellert eine magmatische Lebensform auf einem Glutplaneten, den er für die gerade erst entstandene Erde hielt. Er wurde rein zufällig durch ihre Gedankenimpulse auf sie aufmerksam, als er über dem Lavaozean schwebte. Bei einer Walze, die er Argon taufte, verbrachte Ellert eine längere Weile.
Zur Zeit der Walzen gab es auf der Erde weder Wasser noch eine Atmosphäre. Der Mond war im Inneren noch glutflüssig, an der Oberfläche existierten jedoch nur noch einige heftig eruptierende Vulkane.
Erscheinungsbild
Die Walzen waren 50 cm lang und hatten einen Durchmesser von 20 cm. Ihre Oberfläche war glänzend schwarz, beide Enden waren abgerundet. Aus welchen Elementen die Walzen zusammengesetzt waren, liegt im Unklaren, es muss aber ein höchst temperaturresistentes Material gewesen sein, da die natürliche Umgebung der Walzen mehrere tausend Grad heiß war. Die Walzen verfügten über keine Gliedmaßen. Mit ihrem Mund schluckten sie Lava, der sie zum Leben benötigte Nährmaterialien entzogen. Die restliche Flüssigkeit wurde in einer Blase gesammelt und als komprimierter Strahl abgegeben. Eine Atmung kannten die Walzen nicht.
- Anmerkung: Die Walzen hatten offenbar auch die Fähigkeit, ihre Umgebung zu betrachten. Auf welche Weise sie dies taten, ist jedoch unklar. Augen oder vergleichbare Wahrnehmungsorgane als Bestandteil ihres Körpers werden nicht explizit erwähnt.
Lebensweise
Das Magmameer unterlag den Gezeitenkräften, die der Mond auf die frühe Erde ausübte. Der Mond stand näher an der Erde als später, und die Sonne erschien darum kleiner. Ein Tag dauerte nur etwa 18 Stunden.
Der Alltag der Walzen wurde von den Gezeitenkräften bestimmt. Die Walzen hatten den Mond als Verursacher dieser Umstände erkannt und verehrten ihn als Gottheit. Jede Nacht erhob sich der Runde Gott aus dem wärmenden Meer, um in die tödliche Kälte hinaufzusteigen. Zu diesem Zeitpunkt fiel der Magmaspiegel, da die Ebbe begann. Weil die Walzen gerne den Magmaozean verließen und sich am Meeresrand auf den prä-kontinentalen Platten legten, mussten sie diesen Zeitpunkt abpassen und in den glutheißen Ozean zurückkehren. Diesen Umstand bezeichneten die Walzen als Ruf des Runden Gottes. Wenn der Mond den höchsten Punkt erreicht hatte, stieg die Flut wieder, usw. Die unwichtigere Sonne, die nur den Unterschied zwischen Tag und Nacht angab, wurde als Diener des Runden Gottes angesehen.
Die Walzen verfügten über eine rudimentäre Sprache. Mit vermutlich telepathischen Organen strahlten sie Emotionskundgebungen an ihre Umwelt ab. Bei Versammlungen zur Anrufung des Runden Gottes wurden Gebete abgestrahlt, die etwa diesen Wortlaut hatten: »Dankbarkeit! Ehre! Bitte!«. Solche Zusammenkünfte fanden einmal monatlich bei Vollmond statt, weil dies der Zeitpunkt des Festes des Runden Gottes war. Ansonsten aber waren die Walzen Einzelgänger.
Sie mochten Sonnenbäder am Magmastrand. Die Sonne war jedoch nicht stark genug, um die niedrigen Temperaturen an Land auszugleichen. Für die Walzen war das Sonnenbad daher eher eine erfrischende Abkühlung. Sie kannten auch Ruhepausen, beziehungsweise Schlaf, den sie bevorzugt in zwei Metern Tiefe abhielten, wo sie vor der Gefahr eines Meteoriteneinschlags sicher waren.
Lebenszyklus
Immer bei Neumond versammelten sich die Walzen, um ein Abschiedsfest für ihre Ältesten zu veranstalten. Dabei strahlten die jüngeren Walzen einen traditionellen, telepathischen Rhythmus ab, den Ellert als Gesang klassifiziert. Mehrere hundert ältere Walzen lagen unterdessen auf den kalten Magmaschollen. Nach Ende des Festes fasteten die Älteren zwei Tage lang und suchten währenddessen auf den Schollenkontinenten nach Splittern eines Meteoriten, die sie mit ans Meer nehmen konnten. Bei der Suche setzten sich die Walzen extrem niedrigen Temperaturen aus.
Gemäß ihrer Vermutung, dass der Runde Gott ihnen diese Steine herabwarf, nannten die Walzen die Meteoriten Göttersteine. Die aus schweren Metallen bestehenden Meteoriten wurden im Mund durchs Meer getragen, so dass sie weich und verformbar wurden. Danach wurden sie verschluckt und verstopfen die Nahrungsröhre der Walze.
Damit setzte der Rückstoß einer Walze aus, außerdem wurde die Nahrungszufuhr blockiert. Wegen des hohen spezifischen Gewichtes sank die Walze in die Tiefe. In etwa 3,5 Kilometern Tiefe hörte die Abwärtsbewegung auf und die Walze teilte sich unter großem Schmerz in zwei Teile. Der Körper schnürte sich in der Mitte zusammen, wo der verschluckte Meteorit saß. Bei der Teilung wurde auch das Gehirn geteilt. Dabei wurde nur das Erinnerungszentrum zerstört. Der mittig gelegene Meteor, der die Trennungslinie bildete, fiel nach der Teilung in die Tiefe, wodurch der Walzenkörper wieder deutlich leichter als die ihn umgebende Lava war. Die neugeborenen Walzen konnten innerhalb weniger Stunden ihre Organe fertig ausbilden, während sie die Oberfläche erreichten.
Ende
Die Walzen starben mit der Verfestigung der Erdkruste aus, weil sie die tödlich kalten Temperaturen nicht ertragen konnten. Da sie sich nicht zweigeschlechtlich fortpflanzten, konnten sie sich nicht im Zuge einer Evolution weiterentwickeln.