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Bei einem Erinnerungsschub erinnert sich eine Person plötzlich (meist aufgrund einer Sinneswahrnehmung) an Details aus ihrem Leben. Dabei kann es sich um verloren geglaubte Kindheitserinnerungen handeln, um lange unterdrückte oder durch Manipulation gelöschte Erinnerungen. Auch umfangreicher, bei einer Hypnoschulung vermittelter Lernstoff kann in Form eines Erinnerungsschubs ans Tageslicht kommen.
Die Nebenwirkung eines Erinnerungsschubs kann – je nach Person, Heftigkeit des Sinnesreizes oder Umfang der Erinnerung – von kurzer, leichter Desorientierung bis zu stunden- oder gar tagelanger Hilflosigkeit reichen. Ob sich Erinnerungsschübe mit technischen Hilfsmitteln wie Gedankenzeichnern festhalten lassen, ist nicht bekannt.
Atlan da Gonozal
Besonders bekannt für Erinnerungsschübe ist Atlan, der dann zwanghaft stundenlang erzählen muss. Dies ist seinem langen Leben geschuldet: Viele Informationen hat er »komprimiert«, sodass sie ihm nicht stets präsent sind. (PR 70)
Seine Erinnerungsschübe kündigen sich meist durch unangenehme Nebenwirkungen an: Der Arkonide leidet unter starken Kopfschmerzen, die erst dann vergehen, wenn er den bewussten Widerstand gegen die drängenden Impulse seines Extrahirns aufgibt und erzählt. Diese Phase der erwachenden Aktivität des Hirnsektors geht mit einer verminderten Durchblutung der Haut einher. (PR 70) Oft nimmt er gegen die Nebenwirkungen ein Phenothiazinderivat ein, ein Medikament gegen psychische Störungen. (PR-TB 56, S. 36) Nach Abschluss einer Erzählphase lässt sich Atlan zur Erholung mit Musik therapieren. (PR 70, PR-TB 56, S. 157)
Ratber Tostan
Ein weiteres Beispiel ist Ratber Tostan, dessen Multi-Terabit-Speicherzentrum ebenfalls unkontrollierte Erinnerungen – hier: Erinnerungsschwemme genannt – auslösen konnte. (PR 1320)
Anmerkungen
Es gibt für die Autoren mehrere Gründe, einen Protagonisten als erzählerisches Stilmittel mit einem Erinnerungsschub zu konfrontieren:
- Lebensgeschichten werden zuweilen durch Erinnerungsschübe eingeleitet. Dies ist besonders bei Atlan üblich, der dann in der Handlungsgegenwart von längst vergangenen Zeiten berichtet. Der Kunstgriff des Erinnerungsschubs erlaubt dem Autor, »unwichtige« Ereignisse zu überspringen (der erste Erinnerungsschub lässt nach, der Protagonist erinnert sich sofort an ein zweites, danach liegendes Ereignis). Ein von vornherein in der Erinnerungszeit angesetzter Roman wirkt bei solch bruchstückhafter Erzählung weniger elegant, zudem kann der Protagonist nach seinem Erinnerungsschub mit eventuellen Begleitern diese Lebensgeschichte reflektieren. (z. B.: PR 60)
- Charakterrelevante Erinnerungsschübe verändern den Protagonisten, der sich aufgrund seiner unterdrückten Erinnerungen nun zum Guten (oder Bösen) entscheiden kann, während er zuvor in aufoktroyierten Denkschemata gefangen war. (z. B.: PR 2195)
- Plotrelevante Erinnerungsschübe geben dem Protagonisten plötzliche Informationen, die ihm in der weiteren Handlung weiterhelfen, die er in der vorherigen Handlung aber nicht besessen hatte (denn sonst hätte er anders gehandelt, was aufmerksame Leser dem Autoren als Fehler ankreiden würden). Dies wird gerne zur nachträglichen Ergänzung der Rahmendaten eingesetzt, zuweilen jedoch auch gezielt als Stilmittel, um die narrative Spannung aufrechtzuerhalten (ein zu früher Erinnerungsschub wäre ein Spoiler). (z. B.: PR 446)