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Karl Nagel, mit bürgerlichem Namen Peter N. Altenburg (* 9. Dezember 1960 in Wuppertal (Nordrhein-Westfalen), Deutschland), ist ein Veteran der deutschen Punkszene und ein vielseitig begabter Künstler. Er betätigt sich als Autor, Herausgeber, Sänger, Kabarettist und Fotoarchivar. Über Jahrzehnte hinweg war er immer wieder auch in der Politik engagiert.
Leben und Wirken
Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann[1] machte Altenburg 1980 als Herausgeber des Illustrationsmagazins »Fantastrips« von sich reden, das mit einer ungewöhnlichen Zusammenstellung von ganzseitigen Bildern und Begleittexten wenig mit den damals üblichen Fanzines gemein hatte.[2] Die Zeitschrift hatte nur bis Ende 1981 Bestand.[3]
In der Punkszene wurde er unter seinem neuen Namen Karl Nagel bekannt als Herausgeber des Fanzines »Hackfleisch« (1982–1986)[4] sowie auch als einer der Initiatoren der Chaostage in Hannover (1982–1984).[5]
Auch als Sänger verschiedener Punk-Bands, von »Alte Kameraden« über »Preußens Gloria« und »Morbid Outburst« bis zu »Militant Mothers«, konnte er sich Mitte der 1980er- bis Anfang der 1990er-Jahre profilieren.[6]
Politisch engagierte er sich in der Anarchistischen Pogo-Partei Deutschlands (APPD) und kandidierte als deren Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl 1998.[7] 2001 sorgte er mit seinen »Bunkerbriefen«[8] für einige Aufregung nicht nur im eigenen politischen Lager.[9]
Im Jahr 2002 zog er sich für einige Zeit aus der Öffentlichkeit zurück und gründete eine Familie.[1]
In Anlehnung an das 1980er-Fanzine präsentierte er 2004 das Onlinemagazin FANTASTRIPS rund um Comics, »commercial art« und Zeichenkünstler.[10] Der Webauftritt blieb nur ein kurzes Intermezzo.[11]
Anfang 2005 rief Karl Nagel die »Alligator Farm« als Comic-Zeichenstudio ins Leben[12], 2006 kam der Verlag dazu. Es entstanden außergewöhnliche Comicprojekte wie »Elbschock!«, »Alphatier« und »Hirntrafo« – sowie Perry - Unser Mann im All, dessen erster Band mit der Nummer 130 (auch: Neue Reihe #0) die 1975 überraschend eingestellte Comicserie fortsetzte und deren offen gebliebene Handlung abschloss. Zusammen mit Kai Hirdt und anderen Autoren schrieb er die Storyline für weitere Ausgaben, bis er Anfang 2008 das Unternehmen verließ.[13]
Nach mehrjährigen Vorarbeiten gründete er 2007 wieder eine Punkrock-Hardcore-Band. 2010 veröffentlichte »Kein Hass Da« ihr erstes Album.[14] 2017 spielte die Band letztmalig live.[15]
Ebenfalls 2007 entstand das Fotoarchiv PUNKFOTO, mittlerweile »Das weltweit grösste Archiv historischer Punkfotos!«[16]
Parallel dazu blieb Nagel der »Alligator Farm« weiterhin geschäftlich verbunden: Im November 2008 brachte er »Die! Oder wir« heraus, ein neuartiges Comicmagazin im Zeitungsformat. Die Nr. 0 gab es zum Marktantritt kostenlos bei verschiedenen Versandhändlern und zum Download. Für die folgenden Ausgaben war ein Verkaufspreis von 0,99 € angekündigt[17], der allerdings nur für genau eine Nummer gehalten werden konnte. Im September 2010 erschien mit der Nr. 5 die sechste und letzte Ausgabe.[18]
Mit dem Live-Programm »Idiotenklavier« trat er 2011 in mehreren deutschen Städten auf, unter anderem in Mannheim[19], Frankfurt[20] und Hamburg[21].
2014 war er einige Zeit für Die PARTEI politisch aktiv.[22]
2018 veröffentlichte er ein Buch und eine Langspielplatte.[23]
Bibliografie (Perryversum)
Perry - Unser Mann im All (Neue Reihe)
- Nr. 130: Das Versteck im Hyperraum
- Nr. 131 (Neue Reihe #1): Heißer Tanz auf Terra
- Nr. 132 (Neue Reihe #2): Zeig uns die Sterne
- Nr. 133 (Neue Reihe #3): Und sie kriegen euch doch!
- Nr. 134 (Neue Reihe #4): Waschtag!
- Nr. 135 (Neue Reihe #5): Wer ist hier das Monster?
- Nr. 140 (Neue Reihe #10): Alarm auf Arkon!
Fanpublikationen
SOL
Artikel, Berichte, Essays
- SOL 43: »Perry ist wieder da«
- SOL 45: »Jeden Monat ein neues PERRY-Heft«
Kurzgeschichte
- SOL 92: »Die Geschichte einer Liebe«
Weitere Veröffentlichungen
Bücher
- Schlund ( Hirnkost 2018, ISBN 978-394738022-0, epub 978-394738023-7)
- Reflux – Der SCHLUND-Nachbrenner (Hirnkost 2018, ohne ISBN)[24]
LP
- Karl Nagels Hymnen aus dem Schlund
Interviews
- Comicgate: »Nagel, Karl«, 11.9.2005, von Thomas Kögel
- Underdog Fanzine: »Karl Nagel«, 8.5.2009, von unbekannt
- Ox Fanzine: »Karl Nagel – Kein Hass da«, 6-7/2009, von Joachim Hiller
- taz: Mitbegründer des Hannoveraner Punk-Protests – »Chaos in der Kartei«, 17.12.2012, von Ilka Kreutzträger
- SPIEGEL Geschichte: »Freibier mit dem Pogokanzler«, 20.9.2017, von Danny Kringiel
- Ox Fanzine: »Überleben im Zeitalter der totalen Verwurstung«, 2-3/2019, von Headbert
- SOL 107: »Die Alligator Farm ist ein Flohzirkus – Interview mit Karl Nagel, Kai Hirdt und Maikel Das über »PERRY – Unser Mann im All««, 8/2022, von Christina Hacker
Weblinks
Fußnoten
- ^ a b Ox Fanzine: »Karl Nagel – Kein Hass da«. (Seite abgerufen 2.9.2022)
- ↑ ENPUNKT-Tagebuch: »Als Fantastrips anfing«. (Seite abgerufen 22.8.2022)
- ↑ Comicgate: »Nagel, Karl«. (Seite abgerufen 30.8.2022)
- ↑ Eigene Homepage: »Adler, ich und die Vernichtung der Welt – Die Geschichte von HACKFLEISCH«. Andere Internetquellen geben fälschlicherweise den Zeitraum 1982–1988 an. (Seite abgerufen 30.8.2022)
- ↑ SPIEGEL Geschichte: »Punks in Hannover – Gefährdungspotential für Recht und Ordnung«. (Seite abgerufen 30.8.2022)
- ↑ ENPUNKT-Tagebuch: »Am Rand von Punk«. (Seite abgerufen 17.8.2022)
- ↑ SPIEGEL Geschichte: »Spaßpartei APPD – Als Punks in der Politik mitmischten«. (Seite abgerufen 30.8.2022)
- ↑ Eigene Homepage: »Bunkerbriefe – Resignieren? Kapitulieren? Überlaufen?«. (Archivlink)
- ↑ Telepolis: »Vom Punk zum Neonazi?«. (Seite abgerufen 29.8.2022)
- ↑ Fandom Observer 184 (10/2004), S. 16: »Fantastrips feiert Online-Revival«. (Archivlink)
- ↑ »FANTASTRIPS« (Archivlink)
- ↑ SOL 107, S. 30: »Karl Nagel – Ein Neuanfang«.
- ↑ Alligator Farm: »Alligatoren und Krokodile«. (Seite abgerufen 14.8.2022)
- ↑ ENPUNKT-Tagebuch: »Kein Hass Da und der Hirntrafo«. (Seite abgerufen 19.8.2022)
- ↑ Livegigs: »Kein Hass da«. (Seite abgerufen 31.8.2022)
- ↑ Ox Fanzine: »Punkfoto: Projekt von Karl Nagel«. (Seite abgerufen 30.8.2022)
- ↑ ENPUNKT-Tagebuch: »Wahnwitzige Nullnummer«. (Seite abgerufen 14.8.2022)
- ↑ Alligator Farm: »DIE! ODER WIR«. (Seite abgerufen 14.8.2022)
- ↑ Mesmusic.de: »Konzertaufnahme für KARL NAGELS IDIOTENKLAVIER live im Blau (Mannheim)«. (Seite abgerufen 31.8.2022)
- ↑ Ivi: »Karl Nagels Idiotenklavier«. (Seite abgerufen 31.8.2022)
- ↑ Abendblatt: »Neben der Spur – Karl Nagels Leben, von ihm selbst erzählt«. (Seite abgerufen 31.8.2022)
- ↑ Die PARTEI Hamburg: »Karl Nagel schmeißt den Eimer hin«. (Seite abgerufen 30.8.2022)
- ↑ Alligator Farm: »Wiedervereinigung«. (Seite abgerufen 15.8.2022)
- ↑ Ox Fanzine: »REFLUX – TANZEN ODER PANZERFAHREN«. (Seite abgerufen 18.6.2024)